Wirkungen und Problemlagen
Zu den gesundheitlichen Wirkungen gesellschaftlicher Prozesse gehören eine stetig wachsende Zahl an chronisch kranken und multimorbiden Personen, insbesondere was psychische Erkrankungen anbelangt, eine wachsende Zahl an Pflegebedürftigen im Zuge des demografischen Wandels und eine ebenso wachsende Zahl an sozial Hilfsbedürftigen, die von den Segnungen des modernen Lebens teilweise oder ganz ausgeschlossen sind, bei einer gleichzeitig wachsenden Zahl an Personen, die den Überangeboten an Nahrung, Suchtmitteln, Unterhaltung und Komfort zum Opfer fallen.
Große Bevölkerungsgruppen machen systematisch Erfahrungen mit Dis-Stress und Überforderung im Kontext ihrer sozialen Rollen, mit Ohnmacht und Ineffektivität in Bezug auf die Gestaltungsmöglichkeiten des eigenen sozialen Umfelds, mit Abhängigkeit und Fremdkontrolle in Bezug auf die Sicherung der eigenen Existenz, mit Enttäuschungen und Niederlagen in Bezug auf die Versprechungen in den politischen Selbstbeschreibungen der Gesellschaft, mit Benachteiligung und Ungleichheit in Bezug auf die Gratifikationen anderer und mit emotionaler Inkohärenz und Überforderung beim Versuch, sich auf ihr Leben einen Reim zu machen.
In Summe ist fraglich geworden, ob die Gesellschaft weiterhin imstande sein wird, eine ausreichend große Mehrheit an optimal entwickelten Individuen hervorzubringen, die mit den Bedingungen einer liberalen, pluralistisch-offenen, demokratischen, egalitären, inklusiven, kohäsiven, auf Eigeninitiative, Eigenverantwortung und Leistungsbereitschaft basierenden Gesellschaft zurechtkommen können – insbesondere dann, wenn diese Eigenschaften in Zukunft noch verstärkt werden sollen.